Trainerwechsel im Fußball

Es ist im Fußball eine normale Mechanik, dass Trainer entlassen werden, wenn es nicht gut läuft. Spieler sind hier in einer relativ komfortablen Position, da nur die wenigsten Vereine am Kader, d.h. bei den Spielern, ansetzen, wenn es um Konsequenzen geht. Und wenn, dann passiert das in den meisten Fußballvereinen nur in Einzelfällen. Die Mannschaft als Gesamtheit ist diesbezüglich eine relativ stabiles Konstrukt. Bei meinem Lieblingsverein SV Waldhof Mannheim, war es gerade in dieser Woche wieder soweit: Gerd Dais, ein Mann mit ausreichend Erfahrung und dazu noch dem berühmten Stallgeruch, musste nach einer sehr erfolgreichen Vorsaison gehen. Eine durchwachsene Bilanz in der aktuellen Saison hatte ihn seinen Job gekostet. Es übernimmt der bisherige Co-Trainer Michael Fink interimsmäßig. Was versprechen sich Vereine davon, dass sie Trainer teils sehr kurzfristig und mit wenig Bewährungszeit entlassen?

Ziele eines Trainerwechsels:

• Einer neuer Trainer, wenn es auch nur der Co-Trainer ist, bringt automatisch neue Impulse in die Mannschaft. Oft schon dadurch, dass er eine andere Ansprache, ggf. eine andere Trainingsphilosophie und andere Ausstrahlung hat. Auch die Trainingsplanung wird sich ggf. verändern.
• Luft und Ablenkung: Er lenkt die Aufmerksamkeit von der bisherigen negativen Situation auf die Zukunftsplanungen der nächsten Wochen und bringt dadurch einen positiven Einfluss in das Team bzw. den ganzen Verein.
• Politik: Teilweise muss sich der Vorstand bzw. die sportliche Leitung einfach beweisen, dass sie bereit sind, etwas zu unternehmen. Der Trainer ist in diesem Fall ein Bauernopfer.

Neue Besen kehren gut - nur, wie lange?

Trainerwechsel haben dadurch oft einen sehr positiven Anfangseffekt. Aber wenn im Kader nicht genügend Qualität vorhanden ist, um die gesteckten Ziele zu erreichen, z. B. die Klasse zu halten oder aufzusteigen, dann ist auch ein neuer Trainer auf Dauer machtlos. Der Anfangseffekt verkommt zum Strohfeuer. Anders sieht es aus, wenn die Probleme eher im Bereich der Motivation oder des Spielsystems zu suchen sind. In einem solchen Fall kann einer neuer Trainer, der die rihtigen Schrauben dreht, sehr viel gutes bewirken und das Ruder herumreißen, wie man so schön sagt.

Gute Trainer arbeiten langfristig erfolgreich

Sehr gute Trainer zeichnen sich dadurch aus, dass sie langfristig erfolgreich mit einer Mannschaft arbeiten können. Hier zeigt sich aber umgekehrt, dass der Kader dann immer wieder neue Spieler braucht, um die Motivation und den Elan aus dem sich ändernden Konkurrenzkampf im Kader zu beziehen.

Wer immer brennt, brennt irgendwann aus

Es gibt auch Trainer, die arbeiten sehr stark im Bereich der Motivation und üben - positiv wie negativ - hohen Druck auf ihre Spieler aus. Das kann eine Zeit lang gutgehen. Wenn aber die langfristigen Ziele nicht klar sind oder nicht von allen mitgetragen werden, geht oft schnell die Energie verloren und die Spieler brennen buchstäblich aus. Man kann auch Profis nicht ständig unter Strom halten. Trainer sollten dafür sorgen, dass eine gute Mischung aus Anspannung und Entspannung für ein immer passendes Aktivierungsniveau sorgt. Wer Vollgas gibt, muss auch Regenerationzeiten erhalten, bevor der Akku vollends leer ist.

Der Trainer ist immer das schwächste Glied, aber nicht immer der Schuldige

Sportliche Leitungen sollten sich fragen, ob ein Trainerwechsel das richtige Mittel ist, um dem Misserfolg gegenzusteuern. Wichtiger Indikator dafür ist vor allem die Stimmung in der Mannschaft. Ist davon auszugehen, dass mit den derzeitigen Spielern nicht mehr zu erreichen ist, dann sollte man auch von einem Trainerwechsel absehen. Fast schon traditionell finden immer auch Wetten auf dieses 'schwächste Glied' im Profi-Fußball statt. Verschiedene Buchmacher bieten diese Form der Spezialwetten auf Trainerentlassungen an, eine Übersicht findet man z.B. hier.

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